Brutsaison 2015

Um Ostern 2015 landete das erste Mal nach über 25 Jahren ein Storch auf einer Storchen-Nisthilfe auf der rechten Weserseite im Bremer Blockland.  Früher, in den 1970/1980er Jahren, waren dort fast alle Nester besetzt. Daher freute ich mich so sehr über diesen Storch und schaute ab diesem Moment regelmäßig bei ihm vorbei....

Den Verlauf der Brutsaison präsentiere ich  mit nachfolgenden Bildern.....

Seit einigen Jahren steht am Hof Bavendamm (betrieben vom BUND) eine Nisthilfe, die bislang von keinem Storch "bezogen" wurde.  Als ich heute hier vorbeikam, sah ich oben drauf einen Storch sitzen. Das war für mich persönlich schon eine kleine Sensation - sah man doch zuletzt im Blockland kaum Störche. Der Storch vom Nest ist beringt (Ring von der Storchenstation Osnabrück mit der Nummer 05) und er wurde nach seinem Bezug auf dem Nest auf den Namen "Max" getauft.

Nachdem "Max" das Nest bezogen hatte, war ich nicht sicher, ob da mehr draus würde - ob sich noch ein weiterer Storch einfinden würde.... zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht viel Wissen über Störche, was sich ab diesem Moment änderte...

Ich laß, dass i.d.R. im Frühjahr zuerst die männlichen Störche aus dem Süden zurückkehren und die Nester besetzen. Die Weibchen folgen nach ca. 14 Tagen. Demnach sollte der vor mir sitzende Storch ein Männchen sein. 

Zudem wurde mir auch klar, dass Störche (anders als gedacht) nur eine Saisonehe führen und nesttreu sind - d.h., der Storchenmann kehrt zum Vorjahresnest zurück und sucht sich eine Partnerin - entweder es kommt die Störchin vom Vorjahr oder eine neue Dame an seine Seite.

Nun war Max schon fast 14 Tage da und hatte sich bereits eine Storchendame geangelt -  SIE ist ebenfalls beringt, da auch sie mal längere Zeit in der Obhut einer Storchenstation war .

Sie erhielt den Rufnamen "META". Anhand der Ringe waren beide Störche gut zu unterscheiden - MAX hat den Ring am linken Bein und  Meta trägt ihren am rechten Bein.

Mitte Mai waren die Störche fleissig am Brüten.... beide Elterntiere brüten gleichberechtigt, sie wechseln sich regelmäßig ab.

Die Brutzeit bei Störchen beträgt ca. 32 Tage. Das Schlüpfen ist ein echter Kraftakt. Vom Öffnen des Eies bis zur entgültigen Befreiung aus dem Ei kann es mehrere Stunden dauern. Der frisch geschlüpfte Jungstorch wiegt ca. 70-80 Gramm und hat ein feuchtes Gefieder. Durch die Körperwärme der Eltern-Tiere trocknet das Gefieder langsam ab.

Der Futterbedarf eines Storchen-Küken liegt bei  je nach Alter zwischen 500 - 1200gr ( im Vergleich - die adulten Tiere brauchen ca. 500 gr Nahrung am Tag). Der heute sichtbare Jungstorch dürfte nun etwa 4 Wochen alt sein.

Für das Gedeihen des Nachwuchses müssen die Eltern-Tiere viel leisten. Unermütlich sind sie unterwegs, um Futter zu sammeln. In den ersten Wochen bleibt der Jungstorch nicht alleine im Nest. Ich bin immer wieder entzückt, wie gefühlvoll sich MAX und META um den kleinen BAVI kümmern. Sie putzen ihm sein Gefieder, schützen ihn vor Sonne und Regen und sie füttern ihn. Storchen-Papa MAX hat ein wunderschönes langes Halsgefieder, an welchem der kleine ständig zieht und ziept. U.a. zeigt er dadurch an, wenn er Hunger hat - oder er stubst an den Schnabel des Elterntieres.

Ein schönes Bild - Papa-Storch und sein Nachwuchs  schauen in die Wildnis...aber auch die Pflichten werden nicht vergessen. Gefiederpflege an Stellen, wo sich der Storch selber nicht putzen kann....

Der Jungstorch wächst und gedeiht. Er ist jetzt etwa 4,5 Wochen alt, denn er versucht sich  immer öfter hinzustellen , womit Jungstörche ca. ab dem 22. - 28. Lebenstag beginnen; vorher können Sie nur im Fersensitz- oder auf dem Steiß hocken. Die Stehversuche klappen aktuell nur kurz, einiges Sekunden, dann sackt der kleine wieder zusammen -  was so putzig aussieht, dass ich jedesmal schmunzeln muss. Dem kleinen geht es sichtlich gut. Er fordert stetig Futter von den Eltern. An seine Flügeln sind schon deutlich die schwarzen Spitzen zu erkennen. Seine Flügel werden in den kommenden Wochen deutlich wachsen.

Die Eltern-Störche haben viel zu tun, um den hungrigen Jungstorch satt zu bekommen. Dieser ist jetzt etwa 6 Wochen alt , er kann bereits stehen und er öffnet auch schon gerne mal seine Flügel.  Eines kann er bereits genauso gut wie seine Eltern.... über den Nestrand ka....en :-)

Es gibt viel zu tun oben im Nest, damit es die 3 Störche bequem haben, muss immer mal Polstermaterial erneuert werden. Der Jungstorch wurde zwischenzeitlich auf "BAVI" getauft.

Der Jungstorch BAVI muss nun mit Flugtraining beginnen, denn in wenigen Wochen geht es ab in den Süden. BAVI schwingt immer wieder seine Flügel, die schon fast ausgewachsen sind.Die Muskulatur muss trainiert werden.  BAVI ist oftmals mehrere Stunden allein im Nest. Wenn die Elternstörche zurück kommen, dann zeigt BAVI stolz, wie gut er seine Flügel trainiert hat. Immer noch wartet er auf Futternachschub -  gierig schlingt er herunter, was MAX und META mitbringen. Das Nahrungsangebot ist nicht so rosig, beide Störche haben kaum Zeit, um sich auszuruhen.

Jungstorch BAVI dürfte nun ca 8 Wochen alt und fast ausgewachsen sein. Seine Flügel haben fast die entgültige Größe erreicht. Nun kann man ihn eigentlich nur noch am dunklen und etwas kürzeren Schnabel erkennen. Weiterhin ist er fleissig mit Schwungübungen beschäftigt. Mit ersten Sprüngen auf dem Nest versucht er ein Gefühl fürs Fliegen zu bekommen...

Jetzt ist BAVI fast soweit,  dass er zu seinem "ersten Flug"starten kann.

BAVI scheint ein kleiner Angsthase zu sein, wie oft nimmt er Anlauf, schwingt seine Flügel und ..am Ende bremst er am Nestrand ab und springt doch nicht.

Meta und Max stehen so oft unten auf der Wiese und versuchen, den Angsthasen herunter zu locken. Da Stöche keine Stimme haben,können sie nur Zisch- und Fieplaute von sich geben.  Wer genau hinhört, kann diese leisen piepsgeräusche hören.

Meta und Max haben bereits das Füttern ihres Nachwuchses eingestellt....

Es ist kaum zu glauben - BAVI fliegt! Und es klappt wirklich gut.

immer öfter findet man nun ein leeres Nest vor. Aber die Ströche sind dann nur auf den heimischen Wiesen unterwegs - das Nest haben sie noch nicht verlassen.

BAVI ist nun knapp 2,5 Monate alt - die Nestlingsdauer liegt bei rund 60 Tagen und diese Zeit hat er nun deutlich hinter sich. D.h. aber auch, dass der Abschied immer näher rückt. BAVI wird in Kürze zusammen mit anderen Jungstörchen gen Süden fliegen. Ob wir ihn jemals wiedersehen ???   Erkennen können wir ihn nicht, da er keinen Ring bekommen hat.

Ab Mitte August waren auf verschiedenen Wiesen größere Ansammlungen Störche zu sehen , teils bis zu 30 Ströche - der Abflug der adulten Tiere und der letzten Jungstörche steht kurz bevor.